Projekt: Jekyll & Hyde

November 2011/ April 2012

15 Vorstellungen


Über das Stück

Sprichwörtlich Meere von Tinte wurden über die Novelle "Der Seltsamen Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde" des schottischen Schriftstellers Robert Louis Stevenson vergossen. Was steckt nicht alles in diesem Stoff: Der immer gern illustrierte Kampf des Guten gegen das Böse, die psychologische Auseinandersetzung des "Ich" mit seinem "Über-Ich" in bester freud'scher Tradition, die Tragödie eines Forschers, der durch ein voreiliges, viel zu großes Experiment alles verliert, die aktuelle Diskussion was Wissenschaft kann und was sie darf, die Furcht vor dem Unbekannten und Ungezügelten, die Diskussion um Moral und Verlangen.

"Jekyll & Hyde" aus der Feder von Frank Wildhorn (Musik) und Leslie Bricusse (Buch) ist ein konsequent umgesetztes Drama und breitet die Geschichte weiter aus, als Stevenson sie ursprünglich angelegt hatte. Der Bühne geschuldet erweitert der Texter die Handlung um zwei tragende Frauenrollen und das Umfeld Jekylls wird deutlicher beleuchtet. Eine gehörige Portion Grusel darf natürlich auch nicht fehlen.

Frank Wildhorn hat diese Szenerie in großartige Musik gegossen; vielseitig, stimmungsvoll und emotionsgeladen. Die an die Musiker und Sänger gestellten Anforderungen sind dabei sehr hoch. Die Chorsequenzen sind so kompliziert wie dramatisch. Die Hauptrolle Jekyll/Hyde gehört zu den anspruchsvollsten Rollen der gesamten Musical-Literatur. Ein Höhepunkt jeder Show ist ein Duett des Hauptdarstellers mit sich selbst, bei dem er ständig die Persönlichkeit wechselt.Die Anforderungen an die beiden Frauenrollen sind nicht geringer. Beide haben eine "Tour de Force" durchzustehen, die ihres gleichen sucht.

Für "San Francesco" war es ein ausgesprochener Glücksfall, die Bühnenrechte für dieses Werk bekommen zu haben, an das sich nur selten Laien wagen. Und ein Wagnis war es: Neben den großen Hauptcharakteren gibt es viele kleinere Rollen, in denen jeder sein Talent zeigen kann. Die vorhandenen Chorszenen gehen deutlich über "stehendes Singen" hinaus und sind ebenso große Herausforderungen wie der Sologesang.


Optische Impressionen

Made by Galleria.


Besetzung

Musikalische Gesamtleitung

Musikdirektor Hermann Jürgen Schmitz

Solisten und Schauspieler

Dr. Jekyll / Edward Hyde Thomas Lemke, Sascha Kollarz, Stephan Bertram
Lucy Harris Susanne Lehmann, Myriam Robertz
Lisa Carew Katrin Janke, Aline von der Osten
Gabriel John Utterson Christoph S. Paessens , Tim Stranowsky
Sir Danvers Carew Stephan Bertram, Thomas Lemke
Nellie Raphaela Neumann, Anne Hamacher
Mr. Simon Stride Sascha Kollarz, Thomas Lemke, Christoph S. Paessens , Tim Stranowsky
Lady Beaconsfield Anne Hamacher, Martina Lammert, Maria Paessens
Bischof Tim Stranowsky, Christoph S. Paessens, Joachim Nothbaum
Sir Archibald Proops Benjamin Halter
General Lord Glossop Christoph H. Paessens
Tanzmädchen Lydia Bremer, Martina Lammert, Myriam Robertz, Pascale Lammert, Raphaela Neumann, Sabine Seluga
Pfarrer/Jekylls Vater Walter Brück
Poole Christoph H. Paessens, Thomas Lammert
Zeitungsmädchen Lydia Bremer, Pascale Lammert
Apothekerin Bisset Christina Schlang
eine Nonne Anke Brandt
Krankenschwestern, Irre, Dienstmädchen, leichte Mädchen und Freier Andrea Weiß, Anne Bolin, Bettina Müller, Christina Schlang, Julia Krause, Raphaela Neumann, Silvia Schreier, Tori Weiß, Benjamin Halter, Dirk Gottschalk, Thomas Lammert, ...und alle Herren der "feinen Gesellschaft"

Sopran

Anke Brandt, Laurine Grzybinski, Katrin Janke, Martina Lammert, Susanne Lehmann, Michaela Liedtke, Raphaela Neumann, Myriam Robertz, Sabine Robertz, Beate Rose, Sabine Seluga, Aline von der Osten, Sarah Wichmann, Lea Weiß, Tori Weiß

Alt

Anne Bolin, Lydia Bremer, Anne Hamacher, Julia Krause, Karin Koschel, Pascale Lammert, Daniela Lemke, Regina Lemke, Bettina Müller, Felicitas Ohm, Raphaela Ohm, Maria Paessens, Silvia Schreier, Rabea Richter, Christina Schlang, Andrea Weiß

Tenor

Stephan Bertram, Benjamin Halter, Sascha Kollarz, Thomas Lammert, Christoph H. Paessens, Christoph S. Paessens, Joachim Schlang, Tim Stranowsky

Bass

Dirk Gottschalk, Nicolai Lammert, Thomas Lemke

Band

Albert Nothbaum (Keybord) Dr. Jörg Hennemann (Orchester) Dr. Werner Seiche (Gitarre) Frank Mikosch (Bass) Peter Hamacher (Schlagzeug) Claudia Haider (Querflöte/ Saxophon)

Tontechnik

Harry Steinhäuser, Josef Wallraven

Licht

Josef Wallraven, Monika Schumacher

Art Work

Jörg Hennemann

Frisuren und Maske

Stefan Juris ("Salon Kamm & Schere"), Elli Brück, Laurine Grzybinski, Barbara Sieger

Kostüme

Martina Lammert, Laurine Grzybinski, Katrin Janke, Julia Krause, Pascale Lammert, Raphaela Ohm, Rabea Richter, Christina Schlang, Sabine Seluga, Silvia Schreier, Andrea Weiß,

Backstage

Dr. Bernadette Breiden, Frank Pelzer, Michael Rademacher, Frank Schumacher, Patrick Lehmann

Regie

Regina Lemke, Anne Hamacher, Jörg Hennemann, Sarah Wichmann

Choreographie

Beate Rose, Lydia Bremer, Martina Lammert, Myriam Robertz, Raphaela Neumann,

Bühnenbilder

Jan Hillen

Bühnenbau

Lydia Bremer, Benjamin Halter, Dirk Gottschalk, Jörg Hennemann, Martina Lammert, Pascale Lammert, Thomas Lammert Nicolai Lammert, Thomas Lemke, Christoph H. Paessens, Christoph S. Paessens, Tim Stranowsky

Catering

Kirchenchor St Cäcilia Niederembt

Fotos

Reinhold Deutzmann



Inhalt

1. Akt

Henry Jekyll ist ein junger, ambitionierter Arzt der feinen Londoner Gesellschaft. Fanatisch, getrieben vom Schmerz über seinen im Wahnsinn gefangenen Vater ist er wie besessen ein Heilmittel für diese Krankheit zu finden. Das Bestreben seinen Vater zu heilen gipfelt in der Idee, Böses und Gutes im Menschen durch die Einnahme einer Arznei voneinander zu trennen, um dem Wahnsinn Einhalt zu gebieten.

Dem Vorstand des St. Jude's Hospitals, bestehend aus Angehörigen der obersten Schichten der Gesellschaft, trägt er seine These vor, in der Hoffnung, die Erlaubnis zu erhalten, die von ihm entwickelte Substanz JH7 an einem lebenden Menschen zu erproben und seine Vision Wirklichkeit werden zu lassen. Er ist überzeugt, durch seine Arbeit die Menschheit vom Übel des Wahnsinns befreien zu können. Sein Antrag wird einstimmig abgelehnt, als ihm die Mitglieder des Vorstands entsetzt und voller Hohn spottend jede Mithilfe an seinen Experimenten am Menschen verweigern. Bei der anschließenden Verlobungsfeier geizt die feine Gesellschaft weiterhin nicht mit bissiger Ablehnung gegenüber Jekyll. Seine Verlobte Lisa Carew steht hinter den Visionen ihres Verlobten. Zusammen mit seinem besten Freund, dem Anwalt John Utterson, verlässt Henry Jekyll seine Verlobungsfeier und landet unversehens vor der" rote Ratte" in Camden Town, einem zwielichtigen Etablissement einschlägiger Art. Von der geschäftstüchtigen Inhaberin Nellie wortreich umgarnt betreten beide den Pub. Dort begegnet Henry Jekyll der attraktiven und unglücklichen Prostituierten Lucy Harris.Jekyll fühlt sich zu dem gefeierten Star der "Roten Ratte" hingezogen, während die Prostituierte, die mit ihrem Los hadert, in Jekyll eine Chance sieht, ihrem Schicksal zu entfliehen.

Zurück in seinem Labor, fasst Jekyll einen folgenschweren Entschluss: Dies ist die Stunde! Er wird sein Elixier doch noch an einem lebenden Menschen testen. Er schreitet zur Tat und testet JH7 mit ungeahnten Folgen an sich selbst. Er verwandelt sich in seinen unberechenbaren Alter Ego Edward Hyde. Voller entfesselter, ungezügelter Lust und Leidenschaft, befreit vom Moraldiktat der Gesellschaft, nur sich selbst und seinen Trieben gehorchend begibt sich Edward Hyde in "Die Rote Ratte, um seiner neu entdeckten Leidenschaft für Lucy Harris freien Lauf zu lassen.Dies ist für Lucy eine äußerst schmerzhafte Erfahrung, die sie misshandelt und gedemütigt zurück lässt. Nicht ahnend, dass der bösartige und gewalttätige Edward Hyde niemand anders ist als Dr. Jekyllsucht sieJekyll auf, um ihre von Hyde verursachten Verletzungen behandeln zu lassen. Überwältigt von soviel nie erfahrener Achtung und Anteilnahme ihr gegenüber träumt sie davon, von Henry Jekyll geliebt zu werden.

Edward Hyde lässt Henry Jekyll derweil nicht los und nimmt ungehemmt Rache an den Mitgliedern des Ausschusses des St. Jude's Hospitals.

2. Akt

Jekyll hat völlig die Kontrolle über sein "Experiment" verloren und Edward Hyde gewinnt immer mehr die Oberhand. Ganz London zittert vor den brutalen Morden, die die feine Gesellschaft dezimieren. Einer nach dem anderen finden die Mitglieder des Vorstandes des St. Jude's Hospitals durch den mysteriösen und unentdeckten Edward Hyde ihr unerwartetes und blutiges Ende.

Henrys Verlobte Lisa verschafft sich, krank vor Sorge, Zutritt zu seinem Labor, kann ihn aber trotz aller Bemühungen nicht dazu bewegen, sich ihr anzuvertrauen. Verzweifelt, ungeachtet der Gefahr für sein eigenes Leben sucht Jekyll derweil ein Gegenmittel um die Oberhand über den entfesselten Hyde und die Kontrolle über sein Experiment zurück zu gewinnen. Für den Fall, dass ihm das nicht gelingt verfasst Jekyll, zum Entsetzen seines Freundes Utterson, ein neues Testament und setzt Edward Hyde als alleinigen Erben ein. Die Lage wird immer verzweifelterund die Verwandlung von Jekyll in Hyde beginnen sich auch unabhängig von der Einnahme von JH7 zu zeigen. Wochenlang schließt sich Jekyll in seinem Labor ein, streift als Hyde aber nach wie vor nachts durch die Gassen Londons und sucht immer wieder Lucy auf, die sich verzweifelt auf das gefährliche Spiel einlässt - nicht ahnend, dass die Anziehungskraft, die Hyde auf sie ausübt, von seiner eigentlichen Identität als Jekyll herrührt.

Als Utterson seinem Freund bestellte Chemikalien ins Labor bringt, trifft er Edward Hyde an. Hyde, verstrickt in seinen Seelenkampf zwischen Gut und Böse, verwandelt sich vor Uttersons Augen zurück in Henry Jekyll. Jekyll fleht seinen Freund an, Lucy Geld und einen Brief mit der Bitte, die Stadt unverzüglich zu verlassen, zu überbringen. Er weiß, dass Hyde, der Lucys Liebe zu Jekyll nicht ertragen kann, auch Lucy bald töten wird. Utterson überbringt Lucy Jekylls Brief und das Geld. Auch wenn ihre Sehnsucht nach Henry Jekyll unerfüllt bleiben wird, würde sie ein neues Leben beginnen können. Noch während sie vom Neubeginn träumt, bekommt sie Besuch, den sie nicht überlebt. Henry Jekyll muss es sich eingestehen: Das Experiment ist katastrophal gescheitert. Seine wissenschaftliche Macht reicht nicht weit genug, um Hyde Einhalt zu gebieten. Er muss sich Hyde in direkter Konfrontation stellen um ihn zu besiegen.

In Jekylls Labor beginnt der finale Kampf, der nur einen Sieger haben kann.



Der Star ist das Team!

Seit Jahren schon ist das Musical "Jekyll & Hyde" im Dekanatsjugendchor "San Francesco" präsent. CDs sämtlicher Einspielungen kursierten im Chor, von der Wiener und Bremer Einspielung bis hin zur amerikanischen Original-Produktion. Die Die "Night of the Musicals" sollte das nächste Projekt des Chores werden. Den Auftakt bildete eine 12 minütiges Medley-Sequenz aus "Jekyll & Hyde". Dieser fulminante Auftakt der Show beeindruckte nicht nur die Zuschauer, sondern auch mehr und mehr den Chor. Die "Rote Ratte" durfte natürlich auch nicht fehlen, so dass Solo-Nummern wie "Schafft die Männer ran", "Mädchen der Nacht" und "Gefährliches Spiel" ebenfalls ins Programm aufgenommen wurden; später auch "Nur sein Blick".

Mit einer solchen Eröffnung waren die Maßstäbe gesetzt! 2005 wurde die letzte Show gespielt und nach wie vor gehörten die Jekyll Passagen zu den beliebtesten Stücken im Chor. Nach drei Jahren ohne Großprojekt ergab sich eine einmalige Gelegenheit zum Erwerb der Bühnenrechte zur Aufführung des kompletten Musicals "Jekyll & Hyde".

Die Herausforderungen

"Jekyll & Hyde" ist für Sänger und Instrumentalisten eine große Herausforderung, die eine Menge Probenarbeit und Vorbereitung erfordert. Dieses Mal war der Zeitplan mit weniger als 2 Jahren sehr eng gesteckt. Nicht nur, dass die Bühnenrechte auch während der Probenzeiten bezahlt werden müssen - was die Vorbereitungszeit automatisch verkürzt - das Stück ist zudem noch vergleichsweise unbekannt, so dass zur Bewerbung der Produktion nochmal eine kleine Gala-Serie gespielt werden sollte, um Interesse zu wecken. Chorübergreifend einigte man sich schnell auf eine romantische Inszenierung mit historischen Spielorten, Kostümen und Requisiten.

Neben den musikalischen Herausforderungen gab es viele andere zu lösende Anforderungen. Wie bekommt man den aus mindestens 35 Sängern bestehenden Chor innerhalb kürzester Zeit durch nur einen einzigen engen Bühnenaufgang auf die Bühne und wieder herunter ohne "Lücken" im Stück zu erzeugen? Woher nimmt man historische Kostüme für alle Beteiligten? Wie stellt man Jekyll dar, wie Hyde? Wie kann er sich stellenweise innerhalb eines einzigen Stückes gut erkennbar immer wieder vom einen in den anderen verwandeln und gar glaubhaft ein Duett mit sich selber singen? Bühnenbilder werden gebraucht, Kostüme, Maske, Choreographie, Regie, Beleuchtung und Beschallung und all das muss zu einem runden Ganzen zusammengefügt werden.

Das Bühnenkonzept

Das Bühnenkonzept kristallisierte sich schnell heraus: Zum einen mussten auf der sich im Rittersaal befindlichen Bühne drei Aufgänge zur Spielfläche geschaffen werden, die eine flexiblere Personenführung ermöglichten als der eine existierende Aufgang. Dieses Problem wurde durch Aufbauten gelöst, die sowohl drei gleichmäßig über die ganze Breite der Bühne verteilte Bühnenaufgänge boten als auch die Möglichkeit, Requisiten hinter der Bühne verfügbar zu halten.

Dazu waren große "Schränke" nötig, die in Leichtbauweise gezimmert wurden. Echte Fenster und Türen, die hinter die Bühne führten wurden eingebaut, die den Darstellern authentische Auf- und Abgänge ermöglichten und weitere Zugangsmöglichkeiten zur Spielfläche boten.

Damit ein möglichst realistischer Eindruck entstand, wurden alle Elemente gestrichen und tapeziert. Auch stilechte Wandhaken zum Aufhängen von Requisiten durften nicht fehlen. Sowohl Jekylls Labor als auch Lucys Zimmer sollten als echte Räume mit Experimentiertisch auf der einen bzw. einem ausklappbaren Bett auf der anderen Seite ausgeführt werden. Diese nur 50 cm tiefen "Zimmer" wurden mit klappbaren flächigen Türflügeln verdeckt. Das Labor wurde mit einem eigens gezimmerten Labortisch- und Regal versehen, welche historischen Laborutensilien und -geräten, die in mühsamer Kleinarbeit einzeln befestigt werden mussten, üppig bestückt wurden. Dieser Tisch und das ebenso ausgestattete Regal an der Rückwand des Labors wurden mit von der Lichtregie steuerbaren, RGB-fähigen LEDs indirekt beleuchtet.

Je zwei auf Rollen gelagerte Flügeltüren vor diesen Kulissen wurden mit eigens für diese Veranstaltung vom Bedburger Künstler und Illustrator Jan Hillen geschaffenen Illustrationen beklebt, die nach Wunsch eine Außenfassade, einen neutralen Innenraum und ein Arbeitszimmer bzw. Lucys Schlafzimmer darstellen konnten. Für die aufwendige Druck- und Klebearbeiten konnte glücklicherweise auf die Hilfe des Werbegestalters Reinhold Deutzmann zurückgegriffen werden. Zusammen mit der Beleuchtung ergaben sich hier viele Möglichkeiten in Kombination von Kulisse und Musik, Orte und Stimmungen treffend darzustellen und zu unterstreichen. So konnten insgesamt 6 Schauplätze teils innen und teils außen in London dargestellt werden.

Der gesamte Bühnenaufbau wurde modular entworfen, so dass er leicht in einzelne Elemente zerlegbar und damit einfach zu transportieren und zu lagern war. Außerdem kann die Kulisse dadurch bei Bedarf mit weiteren Modulen ergänzt werden, sollte man das Stück später noch auf größeren Bühnen aufführen. Auch die Zeit zum Aufbau der Bühne im Rittersaal ließ sich so minimieren. Nachdem die im Mai entworfenen und gebauten Module aus dem Lager für die Premiere ins Schloss geschafft worden waren, war die Bühne in nicht einmal zwei Arbeitstagen wieder komplett installiert.

Über die zwei Jahre der Planungs- und Vorbereitungszeit für die Aufführungen arbeitete das Bühnenteam jede zweite Woche an der Konstruktion, was sich auf mehr als 300 Stunden für das Team summiert. Die in diese Kulissen investierte Arbeit war die Mühe wirklich wert, zeigten sich doch viele Zuschauer gerade von den schnell auf- und umbaubaren Schauplätzen sehr beeindruckt.

Zur Beleuchtung dieser Bühne wurde vor allem auf LED-Technik gesetzt. Ein Farbkonzept mit wiedererkennbaren Farbkombinationen kann mit solchen Systemen auch auf kleinen Bühnen mit wenig Stromverbrauch, wenig Wärmeentwicklung und guter Lichtleistung umgesetzt werden. Über insgesamt 346 DMX-Kanäle steuerten zwei Lichttechniker während der Aufführung computerunterstützt die 64 verwendeten Scheinwerfer. Das System dafür wurde bereits Wochen vor dem eigentlichen Aufbau im Computer vorbereitet. Anders hätte beim eigentlichen Aufbau nicht "nach Plan" gearbeitet werden können.

Zur Übertragung der Musik wurde eine aufwendige Tontechnik verwendet. 30 Signale von der Bühne und 10 von der Band mussten zu einem homogenen Gesamtsound gemischt werden. Dazu wurde eine 24-Kanal-Sendeanlage für einen Großteil des Gesangs verwendet, die Bühne mit Richtmikrophonen abgenommen und die Band direkt verkabelt.

Der "Style"

Da auch bei Bekleidung und Frisuren auf Perfektion und Details gesetzt wurde, mussten die Darsteller, passend zur Zeitepoche in der das Stück spielt, in historisch angepasste Kostüme gekleidet werden. Um die nötigen Kostüme kümmerte sich das Kostüm-Team. Der hier notwendige Arbeitsaufwand stand dem der restlichen Teams in nichts nach. 13 Haupt- und Nebendarsteller brauchen Gewandung - und meist mehr als eine. Auch jedes einzelne Ensemblemitglied musste entsprechend versorgt werden. Hier waren ebenfalls oft mehrere Kostüme nötig, stellten viele Chorsänger im Laufe des Stückes doch verschiedene Charaktere dar.

Einiges an Recherche wurde betrieben, um herauszufinden, wie sich die feine Gesellschaft 1888 so kleidete, welche Assessoires unabdinglich waren und welche Kleidung die armen Seelen auf der Straße, Prostituierte, Hafenarbeiter, Dienstpersonal etc. trugen.

Für die feinen Damen wurden historische Schnittmuster von englischen Internetseiten geladen und in mühevoller Kleinarbeit in viktorianische Kleidung übersetzt. 75% der Kostüme der reichen Chordamen entstand so. Die restlichen 25% bestehen aus abgeänderten Kleidern aus dem Fundus, zweckentfremdeten Modeeinkäufen, Theaterverkäufen oder der vergessenen Truhe auf den Speichern von diversen Chorverwandten. Für die Herren wurden Gehröcke und Fracks geschneidert oder abgeändert. Satte dunkle Farben in rot, lila und grün in Kombination mit schwarz wurden für die reichen Damen gewählt, blasse Naturtöne für die arme Gesellschaft.

Die Tanzröcke der leichten Mädchen und der Lucy aus der "roten Ratte" wurden ebenfalls eigens entworfen und genäht. Jedes Ensemblemitglied investierte hier viel Zeit, Arbeit und auch Geld um Kostüme zu nähen, zu beschaffen oder zu verfeinern, zu ergänzen und zu verzieren. Auch hier gab es "Helden der Arbeit", die sich bereiterklärten, auch für andere Näharbeiten zu erledigen - schließlich kann nicht jeder alles.

Allein die vielen verschiedenen Möglichkeiten, einem "neuen" Kostüm den nachlässigen und nicht auswaschbaren "Dreck" und die Patina eines verschlissenen "Armenoutfits" zu verleihen erforderte einige Kreativität und sorgte stellenweise für viel Heiterkeit. Die dabei eingesetzten Materialien reichten von Chlorreiniger, ber schwarzen Tee und Rotwein bis zur Schuhcreme.

Neben den Kostümen selbst wurden mit nicht unerheblichem Aufwand die nötigen Assessoires beschafft: Stöcke und Zylinder, Damenhüte, Federboas und Haarschmuck, Tanzschuhe, Stiefeletten, Handschuhe, Strapse und Korsagen, Kopf- und Schultertücher etc.. Komplettiert wird die Wirkung der Kostüme durch entsprechend aufwendige Frisuren und Maske. Auch hier stand akribische Vorarbeit vor dem Erfolg.

Für die kompetente Umsetzung konnte glücklicherweise, wie schon bei früheren Projekten, auf die professionelle Hilfe von Stefan Juris, dem Inhaber des Salons "Kamm und Schere" in Bedburg, sowie auf die Hilfe einiger Damen aus dem Chor und dessen Umfeld zurückgegriffen werden. Historische Frisurenbücher wurden zu Rate gezogen und das Internet durchsucht. Wiederum war Authentizität gefragt, um das London des 19. Jahrhunderts aufleben zu lassen und den Gesamteindruck zu komplettieren. Es wurde zwischen Frisuren für Arme und Reiche unterschieden. Auch hier war der Kreativität bei der Beschaffung der verschiedene Materialien wie Federn, Schmuck und Perlen, die in die Haarpracht eingearbeitet wurden keine Grenze gesetzt und notfalls wurde die Kiste mit dem Weihnachtsschmuck geplündert.

Schnell wurde klar, dass für ein authentisches Frisieren einiges an "Ausgangsmaterial" mitgebracht werden musste, denn Kurzhaarschnitte waren in der viktorianischen Zeit nicht die Regel. So gab es für die Chormitglieder schon ab 2010 ein "Haarschneideverbot", was verständlicherweise nicht jedem leicht fiel. Im Dienst für die Sache wurden so für die Männer die geföhnten Scheitelfrisuren möglich und die Anzahl der Pony-Trägerinnen im Chor tendierte gen Null. Diverse Bart- und Koteletten-Stile wurden im Alltag tapfer ge- und ertragen. Bei den Damen wurden zur Erreichung des zeittypischen Haarvolumens neben den eigenen Haaren auch immer eigens angeschaffte Haarteile in die Frisuren eingearbeitet.

Bei den Jekylldarstellern waren dann professionelle Perücken aus Echthaar von Nöten. Diese ließen sich durch fachmännische Behandlung frisieren und erschienen so einmal glatt in Jekylls geschlossener Frisur, oder zottelig-wild für Hydes offene Haarpracht.

Das I-Tüpfelchen setzt dann die Maske. Entsprechend aufgemacht verwandelten sich Chorsänger und -sängerinnen in arme Hafenarbeiter, Bettler und Prostituierte oder in Mitglieder der gehobenen Gesellschaft. Blaue Augen, Warzen, Augenringe und Narben wurden ebenso durch Make-up realisiert wie die gelackten Outfits des Adels. Sänger und Darsteller mussten vor jeder Show neu frisiert und geschminkt werden, was neben einem ausgeklügelten Ablaufplan und entsprechender Vorarbeit im Haare aufdrehen der einzelnen Chordamen auch einiges an Zeit- und Materialaufwand bedeutete. Die ersten Darsteller gingen 6 Stunden vor dem Prolog in die Maske, was den Startschuss des Marathons für die Masken-Crew setzte.

Regie und Choreographie

Eine dramatisch-tragische Handlung muss packend dargestellt werden, denn der Grad zwischen Gänsehaut und Lächerlichkeit kann sehr schmal sein. Die Ensemble-Szenen brauchten außerdem passende Choreographien, um die Stimmung zu unterstreichen und jeden zur richtigen Zeit am richtigen Ort auf der Bühne zu haben. Hierum kümmerte sich in Zusammenarbeit mit der Regie ein weiteres Team.

Die Choreographien entstanden teilweise schon vor der Aufführung der "San Francesco Gala" im November 2010. Schon damals wurden Teile aus "Jekyll & Hyde" als Appetit-Happen ins Programm aufgenommen. Die für das komplette Musical nötige Arbeit wurde aber schnell so umfangreich, dass sich die intern als "Tanz-Team" bezeichnete Choreographengruppe in zwei Subteams teilte und so mehrere große Szenen parallel bearbeiten konnte. Das war vor allem für die großen Ensemble-Szenen "Facade" und "Mörder" nötig.

Durch die gesammelte Erfahrung aus den vergangenen Großprojekten des San Francesco Chores hatten sich auch im Tanzbereich sowohl die Ansprüche als auch die Möglichkeiten stark vergrößert. Man griff teils zurück auf Erprobtes brauchte aber vor allem jede Menge neue Ideen, Überlegungen und schlichtes, ausdauerndes und innovatives Ausprobieren von frischen Choreographien, sowie immerwährendes Anpassen der Choreographie an die sich entwickelnden Szenen und musikalische Umsetzung.

Diese Tänze mussten nach ihrer Entwicklung im Team auch noch vom Chor erlernt werden. Um jedem einzelnen die Möglichkeitzur Vorarbeit und zum Üben zu geben wurden Beispielvideos aufgenommen, die man sich zu Hause ansehen und dabei "gleich mitmachen" konnte. Trotzdem bedeuteten die Tanzproben immer ein hartes Stück Arbeit, da nicht nur die Schritte, sondern auch das gemeinsame Agieren auf engem Raum, das Singen und Schauspielern und der Ausdruck gleichzeitig geprobt wurden. Zusätzliche Tänze wie den Auftritt der leichten Mädchen in der Roten Ratte wurden in zusätzlichen Proben entwickelt, eingeübt und verfeinert.

Der Regie schließlich oblag es dann, das gesamte Stück auf der Bühne zu koordinieren. Das Festlegen der Auf- und Abgänge der Solisten, des Chores und der Tänzer kombiniert mit dem gleichzeitig nötigen Umbau des Bühnenbildes von einer Szene zur nächsten, immer im Fluss der musikalischen Untermalung der einzelnen Szenen und der zu kreierenden Stimmung, sorgte für einige rauchende Köpfe. Neben dieser eher organisatorisch-technischen Arbeit wurden die einzelnen Szenen in ihrer Aussage, Stimmung und dramatischen Bedeutung entwickelt, so dass jedem Sänger ein Konzept an die Hand gegeben werden konnte, wie er im Gesamtkonstrukt das beste aus seiner Rolle holen kann. Diese Konzepte wurden von den Darstellern noch individuell weiterentwickelt, so dass die Szenen auf der Bühne immer dichter und packender wurden.

Die Musik

Neben all dem blieb noch die eigentliche Arbeit am Musical: Das Einstudieren der umfangreichen Partitur zu "Jekyll & Hyde", die es sowohl in den gesanglichen als auch in den instrumental zu spielenden Teilen in sich hat. Einer Chorprobe pro Woche ist dafür nicht genug. Schnell wurden weitere regelmäßige Termine in der Woche nötig um einzelne Teile zu proben. - parallel zu den wöchentlich stattfindenden Tanzproben. Solistenproben nach Absprache unterlagen keinerlei Beschränkungen.

Die Band traf sich ebenfalls zu eigenen Proben; anfangs einmal alle drei Wochen, um jedem auch Zeit zum vorbereitenden Üben oder zum Vorbereiten der Sounds, sowie dem Schreiben des individuell nötigen Notentextes zu lassen, später dann 14-tägig und schließlich mit Chor und Solisten jeden Samstag und Sonntag zu mehrstündigen Gesamtproben. Mehrere Wochenenden mit Übernachtungen wurden in der Eifel verbracht, um ungestört und intensiv ganze Tage nur am Projekt arbeiten zu können.

Die musikalische Probenarbeit verschlang während der Vorbereitung auf das Projekt die meiste Zeit, forderte die härteste Arbeit und kostete die meisten Nerven. Wohin Bühnenkonzept, Kostüme oder Tanz auch gehen, im Mittelpunkt steht die Musik. Sie legt alles fest und stellt ihre ganz eigenen Ansprüche. Hier liegt der Kern des Musicals. Und die Musik dieses Musicals ist in der Ausführung schon eine "Hausnummer" für sich, stellt hohe Ansprüche an die Umsetzenden und fordert höchsten Einsatz.

Ohne eine diesen Ansprüchen genügende Vorbereitung verliert das Stück sein Fundament. Neben einem Chor in Topform, text- und tonsicheren Solisten und einer verlässlich spielenden und aufeinander eingestellten Band incl. Symphobia-live-Orchester braucht es dafür vor allem Zusammenhalt im ganzen Team und den reinen Spaß an der Musik, der Arbeit an ihrer Bühnenumsetzung und die Freude am Auftritt. Das kann man weder trainieren noch proben - das ist einfach da oder nicht. So zeigte das Gesamtkunstwerk "Jekyll & Hyde" auf Schloss Bedburg vor allem wieder eines: Der Star ist das Team!