Die Rockoper von Andrew Llody Webber und Tim Rice erzählt die letzten 7 Tage im Leben Jesu Christi aus der Sicht des Judas, der einmal Teil der Handlung selbst aber gleichzeitig auch als Beobachter außerhalb der Handlung auftritt.
Mit den Probenarbeiten wurde 1992 begonnen. Bis zur Premiere und der ersten Aufführungsserie mit insgesamt sechs ausverkauften Vorstellungen in der Bürgerhalle in Bedburg-Königshoven im Januar 1995 kümmerten sich ausschließlich die Chormitglieder erweitert um eine Band und einem Streicherensemble in Eigenregie um die Einstudierung des Schauspiels und der Choreographie in Abstimmung auf die kontinuierlich andauernde Musik in dieser Rockoper. Dieses Projekt zu verwirklichen stellte eine Herausforderung für die Mitglieder des San Francesco-Chores dar. Die musikalische Gesamtleitung hatte Hermann Jürgen Schmitz, der die Chor-, Band- und Streichorchesterproben führte.
Es wurden mehrere Probenwochenenden durchgeführt. Dort vor allem entsteht der Zusammenhalt unter den Mitgliedern, der wichtig für die Umsetzung eines solchen Unternehmens war.
Neben den regelmäßigen Proben mussten auch organisatorische Aufgaben erfüllt werden. Nahezu alle Beteiligten entdeckten dabei vorher ungeahnte Fähigkeiten wie Organisationstalent, Improvisationsgabe und schauspielerisches Vermögen. Der Umfang des Projektes erforderte ein funktionsfähiges Organisationsteam, dass sich sowohl um die Öffentlichkeitsarbeit als auch um die Koordination der Teams der jeweiligen Projektbereiche zu bemühen hatte: z. B. beim Nähen der Kostüme wandten die Damen des Nähteams viel Zeit auf, ebenso die des Tanzteams, die eine eigene Choreographie erstellten und daran anschließende Tanzproben leiteten; auch die Gesamtorganisation der Aufführung nahm Zeit (und Nerven) in Anspruch.
Für die Chormitglieder, die sich nach ihren persönlichen Möglichkeiten und ihrer Bereitschaft zur Mitwirkung mehr oder weniger stark in das Projekt eingebracht haben, war dies eine wichtige Erfahrung. Der Zeitaufwand war enorm, vor allem in den letzten Wochen vor der Premiere. Betrachtet man das überdurchschnittlich Arbeitspensum in dieser Zeit so war es für einige sogar fast zu einer zweiten"berufliche Tätigkeit" geworden.
Es gab einige, die sich teilweise die Nächte um die Ohren schlugen, um die organisatorischen Arbeiten und schließlich die technischen Aufbauarbeiten zu erledigen. Ohne diesen selbstlosen, unentgeltlichen, ehrenamtlichen Einsatz wäre ein Musicalprojekt in dieser Weise nicht durchführbar. Den größten Arbeitsaufwand leistete jedoch Chorleiter Hermann Jürgen Schmitz, der die Notensätze mit dem Chor und der Band einübte.
Sechs ausverkaufte Veranstaltungen, Nervosität und Hektik, Lampenfieber und Spannung, ein enormes Arbeitspensum, aber auch sehr viel Spaß, ein näheres Zusammenrücken untereinander und besseres Kennenlernen der anderen Mitglieder von Chor, Band und Orchester war das Fazit der ersten Aufführungsreihe.
Wir sind auch ein kleines bisschen stolz darauf, dass wir als Laien ein solches Projekt auf die Bühne gebracht haben und auch unsere Unkosten trotz hoher Ausgaben für Technik, Kostüme etc., ohne größere finanzielle Unterstützung decken konnten.
Damit sich die zweijährige Probenzeit lohnt, und da die Stimmung unter den Mitwirkenden nach den Aufführungen sehr gut war, wurde eine zweite Staffel für den Herbst 1995 geplant, die uns im Rahmen einer kleinen Tournee mit weiteren acht Aufführungen uns teilweise über die Kreisgrenzen des Erftkreises führte: So fanden Vorstellungen sowohl in Heinsberg-Wassenberg und in Wesseling, als auch in Bergheim-Oberaußem, Hürth-Gleuel und natürlich noch einmal Königshoven statt.
Insgesamt sahen uns über 5.000 Zuschauern in 14 ausverkauften Vorstellungen.
Die moderne Vertonung der letzten sieben Tage im Leben des Jesus von Nazareth war neben dem Durchbruch für das Komponisten- und Autorengespann Andrew Lloyd-Webber und Tim Rice ein äußerst kontrovers diskutiertes Ereignis in der Musikgeschichte.
Die gezeigte Geschichte beschreibt Jesus zwar als strahlenden Heilsbringer, gibt aber ausgerechnet Judas ein Forum, seine Zweifel am Ansatz und der Durchführung des göttlichen Plans zum Ausdruck zu bringen. Das macht ihn schlussendlich zum tragischen Verräter, der durch seine Tat den letzten nötigen Stein zum Erlösungsgebäude Christi liefert: Jesus ans Kreuz zu bringen. Er sieht sich unverstanden, ausgenutzt und geächtet, was ihn in den Selbstmord treibt.
Zur Überraschung eines konservativen Publikums erklangen schon zur Ouvertüre aus dem Orchestergraben unbequeme E-Gitarren, Bass und rockiges Schlagzeug. In einer Zeit, in der das Genre Musical eher von Werken wie "Anatevka" und "Gigi" geprägt war, kam das fast einer Revolution gleich. Dennoch ist die klassische Form erhalten. Es gibt sowohl eine Ouvertüre, der Musikkritiker durchaus anerkennend Anklänge an Stravinsky, Bartok und Ligeti nachsagen, als auch einen Epilog. Sprechtexte und Spielszenen sind nicht vorgesehen.
Trotz anfänglicher Proteste radikal-christlicher Gruppierungen setzte sich das Werk durch. Selten ist ein Musical mit so vielen verschiedenen stilistischen Einflüssen wie Ragtime, Balladen, Funk Soul und Blues, Rock ´n´ Roll sowie Pop geschrieben worden.